Hier eine Auswahl weiterer Modellprojekte des BK, über die wir Sie auf Nachfrage gerne weiterführend informieren:

Gesellschaftsmesse (GesM)

Für das Nidderau-Projekt wurde das Konzept der Gesellschaftsmesse entwickelt. Am 26. Oktober 1997 versammelte der BK erstmals 33 Nidderauer Vereine, Verbände und Organisationen zur so genannten Gesellschaftsmesse.

Die Idee ist dabei, gewissermaßen die Berge zu den Propheten zu bringen. Bei einer Konsumgütermesse versammeln sich die Produzenten und Lieferanten von Waren an einem Ort, um sich zu präsentieren, über ihre Arbeit, möglicherweise ihre besonderen Produktionsmethoden, ihre Einzigartigkeit zu informieren, und nicht zuletzt, um Aufträge an Land zu ziehen.

Genauso verhält es sich mit der Gesellschaftsmesse. Die Anbieter gesellschaftlichen Engagements, die beteiligten Organisationen, machen auf ihre Arbeit aufmerksam, betonen ihre besonderen Interessensgebiete und einzigartigen Ansätze und werben um die Bürgerinnen und Bürger, die sich bei ihnen engagieren sollen. Und sogar Aufträge werden an Land gezogen, denn immerhin gab es Vereinseintritte noch vor Ort.

Vorausgegangen war die Analyse, dass die Hürden für Engagement oft zu hoch liegen und das Wissen über die Möglichkeiten dazu wenig vorhanden ist. Beidem konnte die Gesellschaftsmesse entgegen wirken. Die Vereine müssen nicht darauf warten, dass sich Interessenten an sie wenden, und die Bürger müssen sich nicht mühsam Informationen über die Zivilgesellschaft ihres Heimatortes zusammensuchen. Anbieter und Interessenten treffen sich einfach zentral an einem Ort.

Das Engagement des BK war hier ein Anstoß, die Kräfte in Politik und Gesellschaft einer Kommune dazu zu bewegen, Neues auszuprobieren im Zusammenleben, Neues wie die Gesellschaftsmesse. In Nidderau fanden gut 86 Prozent der Besucher die Veranstaltung gut, ebenso viele wünschten sich mehr Veranstaltungen dieser Art, genau zwei Drittel der beteiligten Organisationen waren dafür, die Gesellschaftsmesse regelmäßig stattfinden zu lassen.

Im Kleinen flankieren Gesellschaftsmessen regelmäßig als "Märkte der (politischen) Möglichkeiten" die Veranstaltungen des BK und finden reges Interesse bei den beteiligten Verbänden und - natürlich - den Bürgern.

Europa begreifen - Extremismus besiegen (E-E)

Ein Forschungsansatz, der sich aus dem Nidderau-Projekt ergab, sah vor, Modelle zu entwickeln, die das im Projekt entwickelte "Impuls-Nachbetreuungs-/Streuungsverfahren" zu verschiedenen Themenfeldern politischer Bildung testen und ausgestalten. So führte der BK 1998-2000 gemeinsam mit dem Landesverband Hessen des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. (VDK), der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung und den Landesämtern für Verfassungsschutz Rheinland Pfalz und Hessen das Projekt mit dem Titel "Europa begreifen - Extremismus besiegen" durch. Im Rahmen der europapolitischen Bildung und der Thematisierung des politischen Extremismus luden die Kooperationspartner mehrere hessische Gymnasien und Gesamtschulen zur Teilnahme ein. Diese schickten zwei bis vier Schüler als "Vertreter" zu einem viertägigen Lernortseminar, das den Ausgangspunkt (den Impuls) darstellte.

Das Seminar fand in der Jugendbegegnungsstätte Niederbronn-les-Bains im Elsass statt, die direkt an einer Kriegsgräberstätte aus dem Zweiten Weltkrieg liegt. Zunächst wurden die Themen "Krieg und Frieden" und die "Erzfeindschaft zwischen Deutschland und Frankreich" anhand eines Besuchs der Maginot-Linie, der Geschichte von Einzelschicksalen auf dem Soldatenfriedhof und einem Lehrpfad über das benachbarte Schlachtfeld von Woerth aufgearbeitet. An diesen inhaltlich-didaktischen Beginn schloß sich die Aufarbeitung des politischen Extremismus in Frankreich und Deutschland an, was methodisch durch eine selbst gestaltete und durchgeführte Umfrage in Niederbronn, eine Zeitungsanalyse und ein Gespräch mit einem Vertreter des deutschen Verfassungsschutzes erfolgte. Ein Besuch in Straßburg, mit dem der historische Brückenschlag von der Feindschaft zur Chance Europa nachvollzogen werden sollte, stellte den Abschluß des Seminars dar.

Die Arbeitsergebnisse und Erfahrungen dieser - bedingt durch den Seminarcharakter - kleinen Gruppe sollten zum einen nachbereitet und dadurch intensiviert werden. Zum anderen sollten die positiven Impulse der Teilnehmer genutzt werden, um die Erfahrungen ihren Mitschülern zu vermitteln. Dazu schlüpften die Seminarteilnehmer unter Begleitung des BK in die Rolle von politischen Bildnern und organisierten weitere Impulsveranstaltungen (z.B. Schülergespräche mit Europapolitikern, Ausstellungen, Referate vom Landesamt für Verfassungsschutz etc.) in ihrem Umfeld. So entstanden sogar weitere Demokratiewerkstätten